Textil-zu-Textil-Recycling

Recycelbare Produkte spielen eine immens wichtige Rolle, wenn es darum geht unsere Verantwortung für die Zukunft wahrzunehmen. In diesem Blogbeitrag befassen wir uns mit den Herausforderungen des Textilrecyclings, bei dem gebrauchte Textilien so aufbereitet werden, dass sie als Rohmaterial für neue Kleidung wiederverwendet werden können. Dieser Ansatz weicht vom derzeitigen Standard ab, der sich hauptsächlich auf die Verarbeitung von recycelten PET-Flaschen zu Polyesterprodukten konzentriert.

1. Globale Statistiken über Recycling

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die weltweite Faserproduktion fast verdoppelt. Im Jahr 2023 wird sie mit 116 Millionen Tonnen einen neuen Höchststand erreichen. Wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen, wird sie bis 2030 voraussichtlich weiter auf 147 Millionen Tonnen ansteigen. 97 % dieser Fasern sind neue Fasern, d. h. es werden neue Ressourcen verwendet.

Diese Zahlen führen dazu, dass jedes Jahr mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke und 23 Milliarden Paar Schuhe hergestellt werden. Gleichzeitig landen 73 % der getragenen Kleidung auf Mülldeponien oder werden verbrannt. Dies ist eine unvorstellbare Verschwendung von Rohstoffen und eine massive Abfallproduktion.

Um jedoch den 1,5°C-Pfad des Pariser Abkommens einzuhalten und die Treibhausgasemissionen aus der Rohstoffproduktion bis 2030 um 45 % zu senken, ist ein Übergang zu recycelten Fasern und Rohstoffen zwingend erforderlich. Dies bedeutet eine erhebliche Verringerung der Abhängigkeit der Industrie von neuen, fossil basierten synthetischen Materialien.

Das Textil-zu-Textil-Recycling ist eine Lösung, um den Einsatz neuer Materialien zu verringern und gleichzeitig eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Mit einem Anteil von weniger als 1 % am globalen Fasermarkt im Jahr 2022 ist dies eine vielversprechende, jedoch noch nicht ausreichend genutzte Nische in unserer Branche. Warum ist das so? Und was genau ist Textil-zu-Textil-Recycling?

2. Was bedeutet Textil-zu-Textil-Recycling?

Unter Textil-zu-Textil-Recycling versteht man die Umwandlung von Textilabfällen in neue Fasern, die dann zur Herstellung neuer Kleidung oder anderer Textilprodukte verwendet werden. Ein ebenfalls gebräuchliches Synonym ist Faser-zu-Faser-Recycling.

Textil-zu-Textil-Recycling bezieht sich sowohl auf Pre-Consumer- als auch auf Post-Consumer-Recycling. Pre-Consumer-Recycling – auch als post-industrielles Recycling bezeichnet – beschreibt Material, das während des Herstellungsprozesses dem Abfallstrom entzogen wird. Post-Verbraucher-Recycling beschreibt Material, das beim Endverbraucher anfällt, z. B. in Haushalten oder in gewerblichen, industriellen und institutionellen Einrichtungen.

Der Recyclingprozess umfasst Tätigkeiten wie Sammeln, Sortieren, Zerkleinern (mechanisches Recycling) oder selektives Auflösen (chemisches Recycling) und Umwandeln der Stoffe und Alttextilien.  Insbesondere für das mechanische Recycling ist ein homogenes oder nahezu homogenes Ausgangsmaterial in Bezug auf Fasertyp und Farbe erforderlich, da das mechanische Recycling keine automatische Entfärbung beinhaltet. Dies ist eine der Herausforderungen des Textil-zu-Textil- Recyclings, die an späterer Stelle näher beschrieben wird.

Durch die Verlängerung des Lebenszyklus von Textilien und die Minimierung des Bedarfs an neuen Rohstoffen können Abfälle und die Umweltauswirkungen neuer Produkte massiv reduziert werden, d.h. Recycling ist eine großartige Möglichkeit, Werte zu erfassen und sie in das System zurückzuführen, um sie schließlich als Input für etwas Neues zu verwenden.

Bei Sympatex ist jedes Produkt mit einem Oberstoff aus reinem Polyester, der zu 100 % aus recycelten Textilien besteht, mit einem FIBER2FIBER-Symbol gekennzeichnet.  Die Entwicklung von fiber2fiber-Artikeln ist Teil unserer Sympatex „Agenda 2030“ mit dem Ziel, den textilen Kreislauf so schnell wie möglich zu schließen. Bis 2030 sollen 100% der verarbeiteten Rohstoffe für das gesamte Sympatex-Laminatportfolio aus dem geschlossenen textilen Kreislauf stammen.

3. Wie weit ist die Industrie aktuell im Recycling von Textilien?

Nicht weit genug, wenn man sich die Recyclingstatistiken ansieht! Viele Textilien landen dort, wo sie nicht hingehören, vor allem auf Mülldeponien und in Verbrennungsanlagen.

Systeme für das Textil-zu-Textil-Recycling befinden sich aktuell noch in der Entwicklung, machen aber schätzungsweise weniger als 1 % des gesamten recycelten Polyesters aus. Recyceltes Polyester wird immer noch hauptsächlich aus Plastikflaschen hergestellt (99 %). Das Interesse an und die Verwendung von Kunststoffen aus dem Meer oder aus dem Ozean nehmen ebenfalls zu, aber der Marktanteil ist insgesamt immer noch äußerst gering und macht weniger als 0,01 % des gesamten recycelten Polyesters aus.

Was die Forschung betrifft, so tut sich glücklicherweise viel in der gesamten Wertschöpfungskette. Dazu müssen verschiedene Konzepte berücksichtigt werden, die die Produktionsmethoden der Artikel, die für ihre Herstellung verwendeten Materialien und die Art und Weise, wie diese Produkte getragen werden, umfassen.

Sympatex ist zum Beispiel am Accelerating Circularity Project Europe (ACPE) beteiligt. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um den Übergang von der linearen zur zirkulären Produktion in der Textilindustrie zu beschleunigen, indem die Recycling-Infrastruktur in Europa analysiert wird. Gemeinsam mit anderen Stakeholdern, z.B. Marken und Recyclern, versuchen wir herauszufinden, wo unsere Systeme noch feststecken, und spezifische Möglichkeiten und Schwächen in der aktuellen PES-Recycling-Infrastruktur zu identifizieren.

Was ist so kompliziert am Textil-zu-Textil-Recycling?

Textilrecycling ist sehr komplex. Es ist nicht so, als würde man ein Stück Papier wegwerfen und schreddern, um es zu recyceln. Wenn man sich eine Jacke mit all ihren Reißverschlüssen ansieht, die in verschiedene Textilschichten eingearbeitet sind, versteht man sofort, vor welcher Herausforderung wir derzeit stehen.

Herausforderungen, die geschlossene Kreislaufsysteme verhindern:

Materialvielfalt: Textilien gibt es in verschiedenen Formen, von Naturfasern wie Baumwolle und Wolle bis hin zu synthetischen Fasern wie Polyester. Jedes Material erfordert spezifische Recyclingmethoden.

Gemischte Stoffe: Viele Textilien bestehen aus einer Mischung verschiedener Fasern, die manchmal miteinander verklebt sind, was eine effektive Trennung und Wiederverwertung schwierig und kostspielig macht.

Verunreinigungen: Textilien enthalten oft Verunreinigungen wie Reißverschlüsse, Knöpfe oder Farbstoffe, die vor dem Recycling entfernt werden müssen. Verunreinigungen können die Qualität des recycelten Materials beeinträchtigen.

Chemische Behandlungen: Einige Textilien werden während der Herstellung chemisch behandelt, was das Recycling erschwert und möglicherweise zu Umweltproblemen führt.

Technologische Beschränkungen: Um bestimmte Textilien effizient zu verarbeiten und zu recyceln, sind fortschrittliche Recyclingtechnologien erforderlich, die nicht in allen Regionen zur Verfügung stehen.

Sensibilisierung der Verbraucher: Das mangelnde Bewusstsein der Verbraucher für das Textilrecycling und die Bedeutung der Trennung von Textilien für das Recycling stellt eine Herausforderung dar.

Sammeln und Sortieren: Effiziente Sammel- und Sortiersysteme sind notwendig, um die riesigen Mengen an zu recycelnden Textilien zu bewältigen, und die Entwicklung solcher Systeme kann eine logistische Herausforderung darstellen.

Die Bewältigung dieser Komplexität erfordert eine Kombination aus technologischen Fortschritten, öffentlichem Bewusstsein und einer umfassenden Recycling-Infrastruktur.

4. Recyclingfähigkeit bei Sympatex

Aus heutiger Sicht ist der wichtigste Gesichtspunkt für das mechanische Textil-zu-Textil-Recycling die Reinheit des Materials: Produkte, die aus einem einzigen Material hergestellt sind, lassen sich viel leichter recyceln als Mischgewebe.

Mit dem Ziel von Sympatex, den Kreislauf vollständig zu schließen, haben wir uns sehr früh entschieden, uns auf diese Spezifikation zu konzentrieren. So besteht das Rohmaterial für unsere Membranen und Laminate zu 100 % aus Polyester, unabhängig davon, wie viele Schichten das Laminat hat. Diese Monomaterialstrategie bedeutet, dass unsere Laminate problemlos recycelt werden können und bereits mit dem Status quo des einfachen PET-Recyclings mithalten können – mit dem Unterschied, dass die recycelten Garne nicht aus einer anderen Industrie (Flaschen) bezogen werden müssen, sondern aus unserer eigenen verwendet werden können. Das ist Textil-zu-Textil-Recycling.

Mit Polyester als einzigem Material verwenden wir auch den einzigen Kunststoff in der Funktionstextilindustrie, der derzeit effizient recycelt werden kann und dank seines geringen Wasser-, Chemikalien- und CO2-Verbrauchs zudem den kleinsten ökologischen Fußabdruck hat.

Unser Ziel ist es, in Zukunft nur noch Textil-zu-Textil-Rezyklate für die Herstellung neuer Membranen und Laminate zu verwenden. Auf diese Weise können wir den Kreislauf wieder vollständig schließen, ohne einer anderen Industrie Ressourcen wegnehmen zu müssen.

Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind oben beschrieben. Mit unserer Forschungsmitgliedschaft im ACPE-Projekt gehen wir jedoch aktiv die Herausforderung einer funktionierenden Recycling-Infrastruktur an. Wir plädieren für die Einrichtung von kollektiven Sammelsystemen für Textilien, ähnlich wie wir sie in Deutschland bereits für Altglas haben. Ein individuelles Rücknahmesystem für einzelne Marken ist aus unserer Sicht nicht sinnvoll: zu viel Aufwand, zu wenig Volumen.

Mit unseren Monomaterialprodukten haben wir bereits die besten Materialien zum Recyceln zur Hand. Unsere Laminate führen aber noch nicht zu einem fertigen Textilprodukt. In der Textilindustrie setzen sich Produkte in der Regel aus Merkmalen, Funktionen, Behandlungen, Beschichtungen, Reißverschlüssen, Knöpfen und Farben zusammen, und das führt zu einer Mischung von Materialien, die zusammen unverwechselbare Eigenschaften aufweisen. Dies macht die Wiederverwertbarkeit eines Textilprodukts äußerst schwierig. Wir ermutigen daher unsere Markenpartner, ebenfalls eine Monomaterialstrategie zu verfolgen, um die Komplexität der Recyclingprozesse zu verringern. Um unsere Markenpartner und ihre Produktdesigner zu unterstützen, haben wir einen Eco Design Guide erstellt. Der Eco Design Guide enthält eine Auswahl konkreter Empfehlungen, Lösungen und greifbarer Strategien, mit denen Sie sicherstellen können, dass Ihre Designs einer textilen Kreislaufwirtschaft standhalten.

Lassen Sie sich inspirieren und schließen Sie sich unserer Reise an. Lesen Sie unseren umfassenden Eco Design Guide und erfahren Sie, wie „Circular Design“ aussehen kann

Unsere wichtigsten Erkenntnisse:

Das Textil-zu-Textil-Recycling beruht auf dem Ziel, dass ein Textil, das einen Recyclingprozess durchläuft, am Ende wieder ein Textil ist. In einer Welt, in der das Recycling optimiert ist, gibt es keinen Abfall, sondern Ausgangsmaterial für neue Produkte. So funktioniert die Natur, aber wir Menschen haben diesen Teil verpasst.

 

  1. Textil-zu-Textil-Recycling ist die einzige Lösung für eine Kreislauf-Textilindustrie.
  2. Reine Monomaterialien sind die beste Voraussetzung für Recycling!
  3. Polyester ist derzeit der einzige Kunststoff in der Funktionstextilindustrie, der effizient recycelt werden kann.
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