Plastic is fantastic – oder?

Plastik ist überall: im Boden, im Wasser und in der Luft. Aber auch in unserem Essen, auf unserer Haut und in unserer Kleidung.

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Plastik befindet sich in Böden, den Meeren, der Luft und in Kleidung.

Die Plastikkrise in Form von Müllstrudeln im Meer und gigantischen Abfallhalden ist eine der zentralen Herausforderungen für die ganze Menschheit. Dabei gibt es eine vermeintlich einfache Lösung: Recycling.

Neben der Klimakatastrophe und dem Artensterben ist die Bewältigung der Plastikkrise die dritte große Herausforderung für die Menschheit. Zahlreiche Medienberichte über Mikroplastik in Wasser, Luft, Böden und Organismen und die schockierenden Bilder von Müll im Meer und den an ihm sterbenden Tieren, haben dem Kunststoff inzwischen ein negatives Image beschert. Dabei hat Plastik, besonders auch im Bereich Kleidung, auf den ersten Blick zahlreiche Vorteile: Textilien aus Polyamid, Polyester, Acryl oder Nylon sind günstig, trocknen schnell und passen sich den körperlichen Bedürfnissen gut an. Daher ist es kaum verwunderlich, dass rund 70 Prozent aller weltweit produzierten Fasern synthetische Kunstfasern sind – in Tonnen ausgedrückt handelt es sich schätzungsweise um etwa 53,7 Millionen Tonnen. Textilien machen damit einen Anteil von 15 Prozent bei der jährlichen globalen Plastikproduktion aus.


Kleidung als Wegwerfprodukt hat schwerwiegende Folgen

Selbst wenn sie wollten, könnten die Produzenten die Nachfrage nach Kleidung derzeit nicht mit Fasern aus nachhaltiger Wirtschaft (z.B. Biobaumwolle) abdecken. Denn Kleidung ist mittlerweile leider zu einem Wegwerfprodukt geworden und trägt auch erheblich zum Klimawandel und der Verseuchung der Umwelt bei. Insbesondere die Fast-Fashion-Industrie wirft massenweise billig produzierte Kleidung auf die Märkte und schafft mit inzwischen 50-100 (!) Mode-Zyklen pro Jahr ununterbrochen neue Kaufanreize. Dies führt dazu, dass 64 Prozent unserer Kleidung in der Regel im Müll landet – obwohl sie noch getragen werden könnte. In der EU enden 80 Prozent dann entweder direkt in der Müllverbrennungsanlage oder auf der Deponie.

Die Fast-Fashion-Industrie entwickelt inzwischen 50-100 Mode-Zyklen pro Jahr, um ununterbrochen neue Kaufanreize zu schaffen.


EU setzt auf Verbote und Recyclingquoten

Das Plastikmüll-Problem ist inzwischen in der breiten Öffentlichkeit angekommen und die Politik beginnt langsam zu handeln und den Plastikverbrauch zu regulieren, u.a. durch Verbote von Einwegplastikartikeln wie etwa Plastikstrohhalmen oder Einwegbesteck. Im Januar 2018 legte die Europäische Kommission eine Kunststoffstrategie vor, deren zentrales Ziel es ist, dass alle Kunststoffverpackungen bis 2030 zu 100 Prozent recycelbar sind. Auch eine Rezyklat-Quote von 25 Prozent in PET-Flaschen ab 2025 haben Rat, Parlament und Kommission im Dezember 2018 auf den Weg gebracht.

Denn eines steht fest: Das beste Plastik entsteht erst gar nicht, das Zweitbeste wird recycelt. Die neuen EU-Pläne für mehr Kreislaufwirtschaft setzen daher auf mehr Plastik-Recycling. Das ist dringend nötig. Denn wie eine Studie der Chemie- und Entsorgungsindustrie von 2017 zeigt, wird Recyclingplastik in Deutschland bisher nur sehr sparsam eingesetzt. Gerade einmal 12 Prozent des hierzulande verarbeiteten Kunststoffs ist Plastik-Rezyklat – das sind knapp 1,8 Millionen Tonnen. Demgegenüber stehen über 12 Millionen Tonnen neu produziertes Plastik. Bisher sieht das seit Januar 2019 geltende deutsche Verpackungsgesetz für Werkstoffe eine Recyclingquote von 63 Prozent vor, für Kunststoffe gelten ab 2022 sogar 90 Prozent – bislang sind es nur 36 Prozent.

Diese Recyclingquote besagt jedoch nur, wie viel Material dem Recycling-System zugeführt werden muss, aber nichts darüber, wie viel dabei tatsächlich recycelt wird. Sie täuscht also geschickt darüber hinweg, dass es hier lediglich auf die Höhe der Anlieferung bei einem Recyclingunternehmen ankommt und nicht darauf, wie viel recycelter Output aus dieser Anlieferung schlussendlich gewonnen wird.

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Vorgaben für Recycling-Quoten gemäß Verpackungsgesetz.


Das Recycling-Problem – und dessen Lösung

Die gute Nachricht ist jedoch, dass der globale Verbrauch von recyceltem Polyester innerhalb eines Jahres um 58 Prozent gestiegen ist (Stand 2016). Wenn es gelingen würde, den Bekleidungskreislauf durch Recycling komplett zu schließen und so schrittweise dazu beizutragen, dass Bekleidungsabfall wieder zum Rohstoff für die Textilindustrie wird, dann hätten wir – zumindest in dieser Branche- kein Plastikproblem mehr. Denn Recycling ermöglicht, dass synthetische Fasern länger gebraucht werden können.

Dass diese vermeintliche Phantasie Wirklichkeit werden kann, haben wir bei Sympatex sowohl für Bekleidung als auch für Schuhe bereits gezeigt. Denn eine partielle oder sogar vollständige Wiederverwertung ist inzwischen technologisch möglich. Sofern dies bei der Materialauswahl berücksichtigt wird. Denn um Recycling im großen Stil zu ermöglichen, sollten die Fasern der Kleidung möglichst nicht gemischt – also sortenrein – sein. Denn die Trennung von Fasergemischen ist im Recyclingprozess sehr aufwändig.


Innovative Recyclingprodukte mit Sympatex

Die Sympatex-Membran ist aufgrund ihrer Recyclingfähigkeit ein idealer Ausgangsstoff. So produziert unser Brandpartner Bleed damit bereits Jacken aus sortenreinem, recyceltem Polyester, die nach dem Gebrauch wieder recycelbar sind. In Kooperation mit unserem Brandpartner Zanier gelang es den beiden Unternehmen außerdem, einen multifunktionalen Outdoor-Handschuh zu entwickeln, der zu 100% den Recyclingkreislauf schließt. Unser französischer Brandpartner Lagoped wurde sogar mit dem ISPO Gold Award 2019 ausgezeichnet für die Entwicklung einer 100% recycelten und recycelbaren Ski-Kombi.

Darüber hinaus hat Sympatex im Frühjahr 2019 ein Co-Investment in das britische Unternehmen Worn Again Technologies vorgenommen. Mithilfe dessen Technologie kann der textile Kreislauf noch schneller geschlossen und eine der großen Hürden, nämlich die notwendige Sortenreinheit der verwendeten Alttextilien für die am häufigsten genutzte Textilmischung aus Polyester und Baumwolle, ebenfalls überwunden werden. Und „auch wenn noch ein langer Weg vor uns liegt, so ist dies doch der nächste konkrete Schritt, der uns einem skalierbaren, kommerziell tragfähigen industriellen Prozess näherbringt, der den Schritt weg von der Nutzung endlicher neuer Ressourcen hin zur Kreislaufwirtschaft bei Rohstoffen ermöglicht“, so Worn Again Technologies Gründerin Cyndi Rhoades.

Bild: wear2wear.org
Bild: wear2wear


Kreislaufwirtschaft für Textilien ist möglich

Doch die reine technische Möglichkeit eines Recyclingprozesses allein reicht nicht aus, um den textilen Kreislauf zu schließen – er muss auch wirtschaftlich, nachhaltig und einfach sein. Um also in Zukunft gewährleisten zu können, dass zirkulär produziert werden kann, muss ein flächendeckendes und einfaches Rücknahmesystem für Textilien etabliert werden – denn nur so kann die Kleidung langfristig und effizient wieder zurück in den Textilkreislauf gebracht werden. Um hierzu eine entsprechende Logistik bereitzustellen, haben wir bei Sympatex mit einigen industriellen Partnern das Konsortium wear2wear gebildet, das genau dies zum Ziel hat: Das Einsammeln und werterhaltende Wiederverwerten von Textilien.

Den Plastikstrom an der Quelle zu reduzieren, wäre natürlich die effektivste und nachhaltigste Methode, um Umwelt- und Gesundheitsschäden in der Endphase des Lebenszyklus von Kunststoff zu vermindern. Der erste Schritt ist daher sicherlich ein Verzicht auf Kunststoffprodukte, die nur einmal genutzt werden. Der zweite Schritt ist dann der Übergang zu einer innovativen, intelligenten und vor allem nachhaltigen Kunststoffwirtschaft, die kreislauforientiert ist.

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