Klimawandel und Klimaerwärmung – eine politische Bankrotterklärung?

Der Wunsch der zukünftigen Generation nach mehr Maßnahmen gegen den Klimawandel – wie die Politik die Klimaerwärmung grob fahrlässig überhört

Bild: Pressmaster, jozsitoeroe/stock.adobe.com. Bearbeitung: SympaTex
Politiker verschlafen den Klimawandel

Würden Unternehmer beim Thema Klimawandel wie unsere Politiker handeln, würde man sie wegen Insolvenzverschleppung strafrechtlich verfolgen. Doch wie sieht es in der Realität aus? Und wie kann die Textilindustrie positiven Einfluss auf das Klima nehmen?

Klima und Erderwärmung – Ein Schuldverhältnis zwischen Alt und Jung

Wenn ein Unternehmen seine zukünftigen Schulden nicht mehr aus absehbaren Einnahmen oder dem verbleibenden Vermögen finanzieren kann, gilt es als überschuldet und die Geschäftsführung ist verpflichtet, mit der Anmeldung der Insolvenz den „unternehmerischen Notstand“ auszurufen. Macht dies ein Geschäftsführer nicht unverzüglich, haftet er mit seinem persönlichen Vermögen für die Konsequenzen. Soweit zu unserer heutigen Management-Realität, mit der wir juristisch die zukünftigen Gläubiger davor zu schützen versuchen, dass eine Führung in der Krise einfach nach Belieben weiter macht, während andere später die finanziellen Konsequenzen ausbaden müssen.

Doch genau diejenigen, die sich seit Jahren auf politischer Ebene für konsequente Managerhaftung stark machen, sitzen heute in Talk-Shows und verteidigen ihre fehlende Handlungsbereitschaft mit fadenscheinigen Argumenten, während ihre Gläubiger – die zukünftige Generation – inzwischen schon ihre Ausbildung aufs Spiel setzt und jeden Freitag auf die Straße gehen, um sie an ihre Verantwortung zu erinnern.

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Auf der ganzen Welt demonstrieren SchülerInnen für eine bessere und nachhaltige Zukunft.

Nein, hier sucht nicht eine Generation von Schulschwänzern nach einer Ausrede, um einen Tag in der Woche ihre Freiheit auszuleben. Dies sind die Kinder einer Generation, die genau weiß, wie wichtig ihre Ausbildung für Ihre Zukunft ist in einer Zeit, in der die Digitalisierung in den nächsten Jahren viele Arbeitsplätze verschwinden lassen wird. Und dennoch sind sie bereit, dies aufs Spiel zu setzen, um uns an die Folgen zu erinnern, die sie für unsere jahrelange Ignoranz gegenüber dem Treibhauseffekt ausbaden werden müssen – und dies tun sie in allen Ländern dieser Erde, nicht nur in Deutschland.

Der Klimawandel zwischen Illusion und Realität – Politiker auf der Bühne

Es ist geradezu beschämend, wenn dann von uns gewählte Politiker diesen Aufschrei pauschal mit der Bemerkung abqualifizieren, diese Jugendlichen sollen doch bitte die Bewertung der Ursachen des Klimawandels den „Profis“ überlassen. Denn es braucht wirklich keines Studiums, um den jüngsten IPCC-Bericht zu verstehen, der vor den Auswirkungen eines Temperaturanstieges über die 1,5 Grad-Grenze warnt und uns eindringlich auffordert, in allen Bereichen der Wirtschaft unsere fossil angeheizte Wachstumsstrategie umzulenken.

Auch dass auf Grund einer bereits erfolgten Erhöhung der Durchschnittstemperatur auf der Erde um 1 Grad das Abschmelzen der Eismassen an den Polen und auf den Gletschern bereits begonnen hat, die essentiell dafür sind, einen großen Teil der Sonneneinstrahlung direkt zurück ins All zu reflektieren, ist jetzt schon von Forschern deutlich zu beobachten.

Und ebenso ist leicht nachzuvollziehen, dass durch die stetige Erwärmung bereits jetzt schon Unmengen an Kohlendioxid und Methan in den Permafrost-Gebieten der Erde freisetzt werden.

Bild: NPS Climate Change Response - Thawing permafrost, CC BY 2.0, Link
Wenn Permafrostböden auftauen, setzen sie große Mengen an Methangas frei, das rund 25-mal klimaschädlicher ist als CO2.

Wenn wir die Entscheidung den wirklichen Profis überlassen könnten, hätten wir längst flächendeckend das Steuer herumgerissen und wären schon in neuen Gewässern unterwegs, die technologisch sicherlich herausfordernd, aber nicht unerreichbar sind. Doch stattdessen müssen wir uns Jahr für Jahr Politiker anhören, die eine Analogie zum Ozonloch oder dem Waldsterben konstruieren, um uns mit der Illusion ruhig zustellen, dass der Klimawandel bzw. die jüngste Erwärmung des Klimas keine negativen Folgen mit sich bringt.

Das Umdenken bei FCKWs und seine positiven Folgen auf das Klima

Es wäre ja auch wunderbar, wenn wir einfach weitermachen könnten, ohne uns mit den möglichen Folgen für das Klima der Erde auseinandersetzen zu müssen. Dass diese Beispiele bei näherer Betrachtung allerdings genau das Gegenteil bedeuten, wird unterschlagen. Denn die Tatsache, dass sich das Ozonloch der Erde 35 Jahre nach seiner Entdeckung inzwischen wieder zu schließen beginnt und sich unser Strahlungsschutzschirm gegen die energiereichsten Sonnenstrahlen langsam wieder erholt, verdanken wir schlicht der Tatsache, dass wir bereits im zweiten Jahr nach Entdeckung des Effektes ein globales Abkommen zur Reduktion von FCKWs beschlossen haben – und nur 15 Jahre später die Produktion und Nutzung global verboten war.

Auch das Waldsterben haben wir nur in den Griff bekommen, weil wir unter anderem in transnationalen Abkommen zügig die Luftverunreinigung grenzüberschreitend reduziert und dadurch die Säurewerte des Regens wieder auf ein vertretbares Maß reduziert haben. Damals hat niemand gewagt zu argumentieren, dass dies eine unzumutbare und belastende Folgen für unsere Kühlschrank- oder Automobilindustrie bedeuten könnte.

Ja, es gab tatsächlich einmal Politiker, die angesichts einer unbestreitbaren Faktenlage bereit waren, mutig zu handeln. Diesen haben wir tatsächlich mit zu verdanken, dass einige von uns Menschen induzierte ökologische Bedrohungen glimpflich an uns vorbeigegangen sind. Dies sieht heute bedauerlicherweise anders aus. Als ob sie auf der sinkenden Titanic der Handlungsfokus auf dem Weiterspielen des Orchester legen würden, damit den Passagieren auch zukünftig der Genuss der Musik garantiert bleibt, klammern sich weltweit gewählte Volksvertreter an die Illusion, die globale Klimaerwärmung sei vielleicht doch nicht vom Menschen beeinflusst und würde von alleine wieder verschwinden.

Wem das überwältigende Votum von über 95% aller Wissenschaftler hierfür nicht ausreicht, sollte vielleicht einmal einen Blick auf die Webseite der NASA zur Veränderung des Klimas werfen, um zu sehen, dass wir inzwischen in der Atmosphäre eine Kohlendioxid-Konzentration erreichen, die um 50 Prozent höher liegen als jemals in den letzten 400.000 Jahren Erdgeschichte. Die historische Schwelle haben wir 1950 überschritten; seitdem sehen wir einen kontinuierlichen weiteren Anstieg, der unzweifelhaft genau auf die Zeit des massiven Anwachsens der kohlenstoffbasierten Industrialisierung in der Mitte des letzten Jahrhunderts fällt.

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Ich kann mir leicht den kollektiven Aufschrei vorstellen, wenn ein Manager eines großen Konzerns, dessen Finanzindikatoren alle schon auf „existentielle Krise“ stehen, auf der Aktionärsversammlung sämtliche Marktanalysen ignorieren würde, über die sich 95% aller Zukunftsinstitute einig sind, und seine Gläubiger mit der Bemerkung zu diskreditieren versucht, sie seien keine Profis – nur um sich nicht den notwendigen Veränderungen zu stellen und die Herausforderung zu vermeiden, sich eine neue Strategie einfallen lassen zu müssen. Mit voller Berechtigung würde man ihn für die finanziellen Folgen in die persönliche Haftung nehmen.

Bis wir die vollen Konsequenzen unserer ungehemmten Freisetzung von Klimagasen auf das über Jahrtausende eingespielte fragile Klima der Erde erleben werden und regelmäßige Dürren, die von Starkregen abgelöst werden, oder der Anstieg der Meeresspiegel zu unserem Alltag gehören, werden vermutlich viele von denen, die sich heute gegen wirksame Maßnahmen sträuben, in Rente sein – falls sie nicht schon vorher von der Enttäuschung ihrer Wähler „weggespült“ worden sind. Denn ihre Verzögerungstaktik wird nur dazu führen, dass wir noch später damit anfangen, uns Gedanken über Alternativen zu machen.

Fakt ist, dass wir nur einen Zeitraum von zehn Jahren haben, um zu handeln und bis 2050 die Treibhausgase auf das Niveau zurückzuführen, welches die verbliebene Natur kompensieren kann – eine Menge, die durch die fortgesetzte Abholzung der Regenwälder immer weiter schrumpft. Ansonsten werden wir einem Prozess der stetigen Erwärmung des Klimas ausgesetzt sein, der nicht mehr zu stoppen ist. Und hierfür bräuchten wir dringend sofort Handlungsregeln für alle.

Maßnahmen zur Verminderung der Erwärmung  – gemeinsam gegen den Klimawandel!

Um nicht ebenfalls einfach nur abzuwarten, hat sich unter der Leitung der UN bei der Weltklimakonferenz im vergangenen Jahr, die weltweite Textilindustrie als erste Industrie überhaupt zu ihrer Verantwortung für den Klimawandel bekannt und sich selbst eine Charta für Maßnahmen verordnet, die das gemeinsame Ziel haben, wie von der IPCC gefordert bis 2050 die industrieweite Klimaneutralität zu realisieren.

Inzwischen haben sich über 40 große Marken und Unternehmen der Initiative angeschlossen. Ein erster Schritt, um die Erwärmung des Klimas zu verlangsamen.

Als Mitautor und Erstunterzeichner dieser Charta war es für uns immer eine Selbstverständlichkeit, dieser Initiative zu folgen, auch wenn die Umsetzung für Sympatex als Unternehmen ebenso wie für unsere Kollegen einige Anstrengungen erfordert und Herausforderungen beinhaltet, für die wir heute noch nicht alle Lösungen kennen. Denn für uns gehört es zur Managementverantwortung zu erkennen, wenn Dinge aus dem Ruder laufen, und zeitnah Maßnahmen zu ergreifen – auch über unseren Tellerrand hinaus.

Wir hoffen, dass sich immer mehr Partner aus unserer Industrie ebenfalls dieser Initiative anschließen, damit vielleicht irgendwann auch die Politik den Mut findet, sich der Realität zu stellen. Zumindest können sie jetzt nicht mehr die Wirtschaft als Ausrede vorschieben, um selbst nichts gegen den Klimawandel zu unternehmen.

Und vielleicht geht irgendwann nicht nur die junge Generation, sondern auch jeder aufgeklärte Konsument auf die Straße und entscheidet sich dafür, nur noch Waren von Unternehmen zu kaufen, die bereit sind, diese Veränderung ebenfalls mitzutragen.

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