Worauf muss ich bei nachhaltigen Schuhen achten?

Nachhaltig produzierte Kleidung ist mittlerweile in aller Munde und längst kein Nischenmarkt mehr. Nachhaltige Schuhe hingegen sind oft schwerer zu finden.

Bild: bleed
Der Eco4 Sneaker der Marke bleed ist zu 100% klimaneutral produziert.

Es gibt unzählige kleine und große nachhaltige Brands, die keine Fashion-Wünsche offenlassen. Der Grund: die konventionelle Schuhproduktion läuft selten fair und umweltfreundlich ab. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, deswegen zeigen wir euch hier nachhaltige Schuh-Brands, deren Produkte ihr ohne schlechtes Gewissen shoppen könnt.

Die Schuhbranche gehört weltweit zu den stetig wachsenden Wirtschaftsbranchen. Im Jahr 2019 wurde ein neuer Produktionsrekord von 24,2 Mrd. Paar Schuhen erreicht. Davon wird der überwiegende Teil in Europa verkauft, gefolgt von China und den USA. Die Schuhproduktion ist immer noch extrem arbeitsintensiv, da viele Produktionsschritte nach wie vor in Handarbeit erfolgen müssen. Daher lagern viele Firmen ihre Produktion in Niedriglohnländer mit geringeren Arbeits- und Lohnstandards aus, um Kosten zu sparen. Eine Analyse der Preisbildung zeigt deutlich, dass nur ca. 2% des Endpreises eines Schuhs in die Löhne der ArbeiterInnen fließen, die den Schuh herstellen. Ein Viertel des Preises bleibt bei der Marke, etwa ein Drittel im Einzelhandel.

Bild: Pixabay Dy426369
Produktion und faire Arbeitsbedingungen sollten einhergehen.

Nachhaltige Schuhe – was bedeutet das genau?

Abgesehen von den durchaus wichtigen Kaufkriterien wie etwa Style, Qualität, Tragekomfort und Preis, sollte man beim Schuhkauf auch darauf achten, ob diese nachhaltig produziert wurden. Aber was bedeutet „nachhaltig“ eigentlich genau?

Betrachtet man nur das Material der Schuhe, dann sollten diese am besten aus umweltfreundlichen Rohstoffen und möglichst ressourcenschonend hergestellt sein. Leider ist das vielgeschätzte Leder dabei nicht immer die beste Wahl. Denn bei der chemischen Gerbung mit Chrom III kann dieses bei unsachgemäßer Handhabung zu Chrom VI oxidieren, das nicht nur hochgiftig, sondern auch krebserregend ist. Auch in Bezug auf den Tierschutz ist Leder mehr als bedenklich. Als „Abfallprodukt“ der Schlachtindustrie wirkt die Verwendung vermeintlich nachhaltig, doch die hohe Nachfrage hat die Situation stark verändert: Leder ist inzwischen vom Neben- zum „Zuchtprodukt“ mutiert. Tierschutz spielt dabei oft nur eine Nebenrolle.

Gleichzeitig sollten bei der Produktion auch faire Arbeitsbedingungen vorherrschen. Die Schuhproduktion ist immer noch extrem arbeitsintensiv, da viele Produktionsschritte nach wie vor in Handarbeit erfolgen müssen. Daher lagern viele Firmen ihre Produktion in Niedriglohnländer wie Indien, Bangladesch oder Kambodscha mit geringeren Arbeits- und Lohnstandards aus, um Kosten zu sparen. Dort wird bei der Produktion wenig bis gar nicht auf die Einhaltung von Umweltstandards geachtet und die ArbeiterInnen – darunter oftmals auch Kinder – müssen meist unter katastrophalen, teilweise sogar lebensbedrohlichen Bedingungen schuften. Eine Preisanalyse der Clean Clothes Campaign zeigt deutlich, dass nur ca. 2% des Endpreises eines Schuhs in die Löhne der ArbeiterInnen fließen, die den Schuh herstellen.

Daher verpflichten sich nachhaltige Marken zur Einhaltung bestimmter Arbeits-, Umwelt- und Sozialstandards. Hierzu gehört zum Beispiel eine Bezahlung über dem gesetzlichen Mindestlohn oder die Verwendung von natürlichen Materialien, aber auch der Tierschutz.

Bild: Pixabay Eccofinishing
Leder ist aufgrund der Gärbung nicht die beste Wahl bei der Suche nach nachhaltigen Materialien.

Sind vegane Schuhe automatisch nachhaltig?

Auch vegane Schuhe sind nicht automatisch nachhaltig – denn für Sneakers aus Kunstleder werden oft erdölbasierte Kunststoffe wie Polyurethan (PU) oder PVC eingesetzt. Diese Materialien sind genauso wenig nachhaltig, wie richtiges Leder, das aufgrund von Massentierhaltung und dem Gerbungsprozess – bei welcher oftmals giftige Chemikalien wie Chromsalze eingesetzt werden – eine sehr schlechte CO2-Bilanz und Umweltbilanz aufweist. Daher sollte man bei veganen Schuhen darauf achten, dass ökologische Materialien auf pflanzlicher Basis (z.B. Baumwolle oder Leinen) oder synthetisch hergestellte Stoffe aus Recyclingprozessen (z.B. aus PET-Flaschen) bei der Produktion verwendet wurden. Einige Öko-Brands greifen auch auf „exotischere“ Stoffe aus Hanf, Kork oder Ananasblättern zurück. Deren Öko- und Sozialbilanz fällt im Einzelfall recht unterschiedlich aus. Wer also nicht nur Wert auf vegane, sondern auch faire Sneaker legt, achtet hier nicht nur auf das Material, sondern auch auf die Herkunft sowie auf spezielle Öko-Siegel.

Wie erkenne ich nachhaltige Schuhe?

Um zu erkennen, ob es sich um ein nachhaltiges Produkt handelt, kann man sich an speziellen Nachhaltigkeits- und Fair Trade-Siegeln orientieren. Besonders strenge Kriterien legen das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard), das EU Eco-Label und das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) an. Letzteres erhalten beispielsweise nur Produkte, die zu 100% aus natürlichen Materialien bestehen und komplett biologisch abbaubar sind.

Bild: Pixabay Garderobein
Nachhaltige Sneaker wie die der Marke bleed sind zu 100% klimaneutral.

Unsere nachhaltigen Schuh-Shopping-Tipps:

Auch wenn viele Vertreter der Schuhbranche noch der Meinung sind, Nachhaltigkeit im Schuhbereich wäre gar nicht oder sehr schwierig umzusetzen, gehen einige unserer Sympatex Brandpartner aus unserem Geschäftsbereich Footwear das Thema nachhaltige und faire Schuhe und Schuhproduktion schon seit längerem ganz konkret an und können schon einige beachtliche Erfolge verzeichnen.

Nachhaltige Sneaker

Bei unserem Brandpartner bleed findet ihr beispielsweise nachhaltige, faire und vegane Sneaker, die ganz nach dem Motto #walkingwithoutfootprints auch noch 100% klimaneutral und in Europa produziert worden sind. Der neue weiße ECO4 Sneaker beweist, dass Nachhaltigkeit in der Schuhindustrie nicht mit Funktionalität und einem schönen Design in Konflikt stehen muss. Das strapazierfähige Obermaterial besteht aus recycelten Baumwollstoffen und recyceltem Polyester (PES), in der vernähten Sohle findet recyceltes Plastik ein neues Leben und durch den Mix mit Naturkautschuk ist sie besonders bequem. Für extra Dämpfung sorgen die Einlegesohlen aus Kork und recycelten Materialien. Selbst die Schnürsenkel bestehen aus recyceltem PES mit Endkappen aus Metall und garantieren so lange Haltbarkeit. Das Unisex-Modell gehört zur neuen „White Rabbit Edition“ von bleed. Das bedeutet, es ist ein Kooperationsprodukt mit der Tierrechtsorganisation PETA. Man erkennt es am Hasenlogo auf der Sohle und in der Fersenkappe – was dem ganzen noch einen kleinen extra Fashion-Kick gibt.

Der ECO4 Sneaker ist ein klimaneutrales Produkt. Durch den konsequenten Einsatz von hochwertigen Recyclingmaterialien und möglichst lokalem Sourcing hat bleed es geschafft, den CO2 Fußabdruck pro Schuh auf unter 4kg zu senken. Die restlichen 4kg CO2 hat das junge Unternehmen aus dem fränkischen Helmbrechts durch ClimatePartner zertifiziert klimaneutralisieren lassen. Es unterstützt bei der Klima-Kompensation des Produkts übrigens den Aufbau eines Waldschutzprojekts in Kenia, um weiterhin den Klimawandel zu bekämpfen und wichtige Lebensräume zu erhalten.

Bild: S20 Vaude TH 30 20497 Womens HKG Core Mid
Die Marke Vaude bietet eine große Auswahl an nachhaltigen Wanderschuhen.

Nachhaltige Wander- und Outdoorschuhe

Wer auf der Suche nach robusten Wander- und Outdoorschuhen ist, wird bei unserem Brandpartner VAUDE fündig: Das Tettnanger Familienunternehmen ist seit fast 50 Jahren im Outdoor und Bergsport-​Business und setzt immer wieder neue Standards für nachhaltiges Wirtschaften, umweltfreundliche Produktinnovationen und faire Produktionsbedingungen – auch bei der Entwicklung nachhaltiger und fairer Schuhe.

Aktuell hat VAUDE den neuen HKG Core Mid STX Wanderschuh für Damen und Herren auf dem Markt, der ein sehr komfortables, natürliches und ökologisches Materialpaket aufweist – mit in Deutschland gegerbtem Leder, der 100% recycelten Sympatex Membran und klimaneutralen Sympatex Linings. Im nächsten Sommer werden die Tettnanger eine neue urbane Linie aus Portugal auf den Markt bringen, welche bei einigen Materialien noch mal einen Schritt weitergeht und zusätzlich alle Materialien wieder in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden können. Selbst die Sohle soll dann abtrennbar und wieder recyclingfähig sein – in Kombination mit dem zertifizierten Leder aus Deutschland, recycelten Materialien und einer umweltfreundlichen Herstellung also garantiert ein nachhaltiges und faires Produkt.

Bild: VAUDE BS Perf 012
Nachhaltige Fahrradschuhe für den Winter von Vaude.

Nachhaltiger Fahrradschuh

Auch im Radbereich hat VAUDE einige interessante Entwicklungen. Der neue Winter-Fahrradschuh Minaki II STX ist wasserdicht, wärmend und ökologisch nachhaltig produziert. Zur Isolation verwendet VAUDE zu 90% recyceltes Isolationsmaterial von Primaloft. In Kombination mit der nachhaltigen, 100% recycelten Sympatex Membran und dem 100% recycelten Fleece Lining ist das ein richtiges „Wohlfühlpaket“ für Winterradler.

Nachhaltige Kinderschuhe

Sympatex arbeitet auch im Bereich Kinderschuhe mit Partnern zusammen, die sich stark dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben. Die drei beliebtesten deutschen Kinderschuhhersteller RICHTER, RICOSTA und LURCHI von SALAMANDER setzen schon seit vielen Jahren auf unsere klimaneutrale, recycelbare und 100% PTFE-freie und PFC-freie Sympatex Membran. Darüber hinaus haben diese Partner auf recycelte Sympatex Futterstoffe in ihren Kollektionen umgestellt. Neben der Verwendung von nachhaltigem Terracare® Leder, achten die Firmen vor allem auch auf Qualität und kurze Produktionswege. Die Kollektionen werden möglichst klimaschonend größtenteils in Deutschland und im benachbarten europäischen Ausland gefertigt.

Foto: Ricosta
Die Idee von Momdou Jallow hat sich realisiert: Ricosta fertigt den Kinderschuh ’Patch‘ aus Lederresten.

Ein besonders sympathisches Projekt ist „Patch“, ein Modell aus Schuhlederresten der Marke PEPINO von RICOSTA. Ins Leben gerufen wurde „Patch“ von dem Flüchtling Momdou Jallow aus Gambia, der bei RICOSTA eine Ausbildung im Bereich Lederverarbeitung macht. In seiner Heimat wird so gut wie alles nochmal verwendet und nichts weggeworfen, was noch irgendwie brauchbar. So kam die Idee, aus Lederresten individuelle Kinderschuhe zu fertigen. Der Clue: jedes „Patch“-Modell ein absolutes Unikat.

Unser Fazit: Daran sieht man wieder: Wo ein Wille, da ein Weg! Und Augen auf beim (nachhaltigen) Schuhkauf! Damit man nicht ungewollt Praktiken unterstützt, die man nicht unterstützen möchte, empfehlen wir, stets auf die beschriebenen Siegel und Checkpunkte zu achten. Und im Zweifelsfall gilt: nachfragen hilft!

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