Generationenvertrag – Greta, ihr solltet unsere Rente bestreiken!

Der rücksichtslose Raubbau an den terrestrischen Ressourcen ist ein klarer Bruch des Generationenvertrages.

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Durch den aktuellen Raubbau an den Ressourcen der Erde wird nachfolgenden Generationen die Grundlage für nachhaltigen Erwerb der Rentenbeiträge entzogen. - Ein Bruch des Generationenvertrages?

Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach Eintritt in Ihr Rentenalter? Dann hoffe ich für Sie, dass Sie für die Jahre danach bereits ausreichend Ersparnisse angesammelt und sicher angelegt haben. Denn die gesetzliche Rentenversicherung beruht auf einem Generationenvertrag, der mehr und mehr in Zweifel gerät.

„Die Rente ist sicher“ – Rentenversicherung und Generationenvertrag auf dem Prüfstand

Wenn Sie darauf spekulieren, dass Sie ab diesem Zeitpunkt auf die Zahlung einer regelmäßigen Rente zählen können, dann vergessen Sie diese Pläne am besten ganz schnell. Die Rente ist keineswegs sicher … ganz im Gegenteil, denn wir verzocken gerade die moralische Grundlage für unseren Rentenanspruch.

In Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern wie Österreich, Japan, teilweise in der Schweiz und auch den USA finanziert sich die Rentenversicherung nämlich nach dem sogenannten Umlageverfahren. Hierbei werden die Kosten der Rente für jede ältere Generation durch die Arbeitsleistung der folgenden Generation getragen – die Jugend zahlt für ihre Eltern in Form einer Rentenabgabe auf ihr Arbeitseinkommen. Was in einigen Staaten institutionalisiert ist, ist allerdings in noch vielen weiteren Ländern, in denen es häufig noch an einem zuverlässigen staatlichen System mangelt, zumindest im Familienkontext kulturelle Tradition. Denn hier versorgen die Kinder schon seit Generationen direkt ihre Eltern, wenn diese nicht mehr ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften können.

Während dieses Modell angesichts steigender Lebenserwartung und rückläufiger Geburtenraten bereits seit einigen Jahren zu wackeln beginnt, nährt der Glaube an ein kontinuierlich steigendes Volkseinkommen zumindest einigen noch die Illusion, dass die Rente wenigstens für sie eines Tages noch reichen könnte. Dabei wird oftmals übersehen, dass sich seit einer Weile im Hintergrund eine viel grundsätzlichere Gefahr aufbaut, die die gesamte Grundlage dieses Systems in Frage stellt.

Anders Hellberg [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons
Die Schülerin und Initiatorin der "Fridays-For-Future-Bewegung", Greta Thunberg, vor dem Schwedischen Parlament.

Generationenvertrag und Moral – die virtuelle Schuld gegenüber der vorangegangenen Generation

Die gesetzliche Rentenversicherung wird vornehmlich durch ein Umlageverfahren finanziert. Jedes Umlageverfahren beruht – unabhängig ob es juristisch oder kulturell gesellschaftlich verankert ist – auf einem sogenannten Generationenvertrag. So dienen die Rentenzahlungen der jüngeren Generation nicht einer persönlichen Investitionsplanung für die eigene Zukunft, bei der jeder Einzahlende seine Beträge eines Tages im Alter wieder zurückerhält, sondern das System baut auf einem fiktiv unterstellten Schuldverhältnis zwischen den Einzahlern und der Generation der Eltern auf. Die Pflicht zur Rentenzahlung wird moralisch durch die Annahme bestätigt, dass die jeweilige Vorgängergeneration die Grundlage für die Erwerbsmöglichkeit der Folgegeneration gelegt hat. Typischerweise geschieht dies in Form der Betreuung im Kindesalter und während der Ausbildungszeit. Mit der Einzahlung in die Rentenkasse wird diese Schuld schrittweise getilgt.

Auch wenn unsere jährlichen Kontoauszüge der Rentenversicherung uns durch die Auflistung von „Entgeltpunkten“ oder die Hochrechnung von „Anspruchsjahren“ suggerieren, dass wir hier etwas für unsere eigene Rente ansparen, so haben wir moralisch den grundsätzlichen Anspruch auf eine Rückzahlung der Beiträge bereits verwirkt, bevor wir überhaupt unser Arbeitsleben beginnen. Wir tilgen lediglich monatlich eine virtuelle Schuld gegenüber der Generation unserer Eltern.

Unseren eigenen späteren Rentenanspruch verdienen wir in einem solchen System nur dadurch, dass wir für die uns folgende Generation wieder optimale Voraussetzungen schaffen, so dass diese wiederum einen Grund hat, die hieraus entstandene Schuld bei uns zu tilgen. Es sind also keineswegs unsere Einzahlungen, die die Grundlage für unseren persönlichen Rentenanspruch bilden, sondern unser tatsächlicher Beitrag zum Bau einer Zukunft für die kommenden Generationen. Nur hierdurch lässt sich die finanzielle Belastung für eben diese nächste Generation durch die Zahlungen für unsere Rente rechtfertigen.

Bild: SympaTex
Der Generationenvertrag baut auf einem gegenseitigen Schuldverhältnis auf. Für nachhaltige Erwerbsmöglichkeiten zu sorgen ist eine moralische Pflicht der vorhergehenden Generationen.

Wirtschaftswachstum in Deutschland – Unsere Kinder werden die Kosten tragen

Was manche zunächst vielleicht an die Erbsünde aus der Bibel erinnern mag und in säkularen Zeiten fast automatisch einen inneren Widerstand auslöst, ist im Grundsatz keine schlechte Lösung, sofern beide Parteien ihren gesetzlichen Pflichten nachkommen. Denn hierdurch sollte jede Generation dazu motiviert sein, für die Folgegeneration die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, um dann später in Zeiten sicher versorgt zu werden, wenn dies aus eigener Kraft nicht mehr gelingt.

Bis vor kurzem wurde ein solches zukunftsorientiertes Handeln jeder Elterngeneration angesichts eines ununterbrochenen wirtschaftlichen Wachstums stillschweigend unterstellt. Unabhängig davon, welchen Beitrag der jeweils Einzelne hierzu geleistet hatte – ob in Form von eigenen Kindern, durch die Übernahme von Bildungsaufgaben oder schlicht durch seine Arbeitsleistung – schien die „Leistungsbilanz“ jeder Elterngeneration seit Jahrzehnten nur positive Vorzeichen zu kennen (da die Einführung des Systems in Deutschland erst 1957 stattfand, klammere ich hier das Thema der Kriegsjahre zeitlich aus).

Doch inzwischen ist es unübersehbar, dass diese scheinbar schillernde Bilanz nur ein Teil der Wahrheit war. Das vollständige Bild ergibt sich dann, wenn man all diejenigen Kosten mit einrechnet, die zukünftige Generationen für diese Erfolgsgeschichten bezahlen werden müssen. Denn die Kollateralschäden unseres Handelns in Form von verseuchten Flüssen, vermüllten Meeren, ausgebeuteten Böden und menschengemachten klimatischen Veränderungen sind inzwischen überall sichtbar und demonstrieren mit zunehmender Deutlichkeit, dass diese vermeintlich schillernde Bilanz lediglich eine oberflächliche Fassade war.

Der Ökologische Fußabdruck im Generationenvertrag – Deutschland im Vergleich mit anderen Nationen

In Wahrheit verprassen wir seit Jahrzehnten schneller unser eigenes ökologisches Erbe, als wir hieraus neue Werte für die kommenden Generationen erschaffen. Diese Schwelle haben wir schon Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts überschritten. Bereits zu diesem Zeitpunkt haben wir begonnen, kollektiv mehr Ressourcen zu verbrauchen, als sich in der gleichen Zeit regenerieren können – oder anders ausgedrückt übersteigt seitdem unser „ökologischer Fußabdruck“ den Wert von 1,0.

Statistik ökologischer Fußabdruck

Dies liegt sicherlich zum einen daran, dass wir seit dieser Zeit deutlich zahlreicher den gleichen Planeten bevölkern. Wir haben uns seitdem schlicht verdoppelt, während der Planet zeitgleich keine zusätzlichen Ressourcen erzeugen konnte. Allerdings liegt die Geschwindigkeit, mit der dieser Wert außer Kontrolle gerät, insbesondere daran, dass wir auch unseren individuellen Konsum massiv gesteigert haben und bisher kaum Wert darauf legen, diesen Prozess eines zunehmenden Ressourcenverbrauchs zu entkoppeln.

Denn eigentlich würde niemand von uns verlangen, auf den zunehmenden Komfort zu verzichten, wenn wir uns gleichzeitig ausreichend bemühen würden, dies mit deutlich effizienterem Ressourceneinsatz zu verbinden.

Während heute noch jeder Hinweis auf die längst überfälligen radikalen Maßnahmen zur Schadensbegrenzung in der Regel selbstgerecht mit vorgeblich unvertretbaren Einschränkungen für die Wirtschaft, die Gesellschaft oder den Einzelnen zurückgewiesen wird, müssten wir uns eine ganz andere Frage stellen. Denn wenn wir weiterhin von den kommenden Generationen Beiträge zur Altersvorsorge erwarten, wie können wir unsere Bedürfnisse durch einen deutlich niedrigeren Ressourceneinsatz adäquat befriedigen und möglichst schnell die Spirale stoppen, die mit der Industrialisierung begonnen hat?

Das mag in der Übergangszeit zu Einschränkungen in lieb gewonnenen Komfortzonen führen und auch bedeuten, dass wir neue, bisher ungewohnte Wege ausprobieren müssen. Wir können allerdings wirklich nicht ernsthaft erwarten, dass unsere Kinder auch noch unsere Rente finanzieren, wenn wir bereits jetzt hemmungslos auf ihre Kosten leben.

Bild: Leonhard Lenz [CC0], via Wikimedia Commons
Greta Thunberg inmitten von demonstrierenden Schülerinnen und Schülern bei einer Fridays-For-Future-Demonstration am 29. März 2019 in Berlin.

Die gesetzliche Altersvorsorge der Zukunft – Warum sollten unsere Kinder auf den Generationenvertrag vertrauen?

Wir sollten uns also gut überlegen, ob wir den Protest der Schüler auf der Straße am kommenden Freitag weiter ignorieren wollen oder uns den zynischen Politikern anschließen, die sich für die besseren „Experten“ halten. Denn früher oder später wird diese Generation uns zur Rechenschaft ziehen, wenn wir von ihnen in ein paar Jahren erwarten, dass sie unseren Lebenswandel im Alter finanzieren. Und dabei ist die Klima-Thematik lediglich eines von vielen Themen im Generationenvertrag.

Wenn wir jedenfalls so weitermachen wie bisher und unsere Kinder dann die Rente verweigern, hätte ich vollstes Verständnis dafür.

Wenn Sie also das nächste Mal prüfen wollen, wie viel Rente Ihnen zusteht, dann schauen Sie nicht nur auf das Schreiben Ihrer Rentenkasse. Ermitteln Sie zusätzlich einmal ihren eigenen Fußabdruck – und fangen Sie ruhig beim CO2 an. Wenn Sie dabei einen Wert über 1,0 erreichen, dann ist moralisch Ihr Anspruch aus dem Generationenvertrag bereits erloschen.

Dass wir diese Verpflichtung gegenüber der nächsten Generation gegenüber ernst nehmen, ist auch der Grund, warum wir bei Sympatex das Thema „Nachhaltigkeit“ in das Zentrum unserer Strategie gestellt haben – und zwar in allen Detailaspekten. Denn es reicht längst nicht mehr aus, nur ein paar handverlesene Symptome zu kurieren (oder die Probleme kleinzureden). Wir müssen unser bisheriges Wirtschaftsdenken komplett neu erfinden.

Bild: © FaireChild, Bearbeitung: SympaTex
Mit der „Agenda 2020“ hat sich Sympatex zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 den ökologischen Kreislauf in der Funktionsbekleidungsindustrie zu schließen.

Für die Textilindustrie bedeutet dies nach übereinstimmender Expertenmeinung, die ökologischen Themen Wasserverbrauch, Energieverbrauch, Chemikalieneintrag, Klimawandel sowie Recycling und Zirkularität so schnell wie möglich in neue Bahnen zu lenken.

Bereits mit der Wahl Ihrer Kleidung beeinflussen Sie ihren persönlichen Fußabdruck. Fragen Sie daher bei jedem Kauf nach, ob Ihre Lieblingsmarke eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsagenda hat und diese auch umsetzt. Je mehr Konsumenten Nachhaltigkeit einfordern, desto schneller geschieht der Wandel. Technologisch ist er in vielen Aspekten längst möglich.

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