10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Kleiderschrank

Nachhaltige Kleidung erfordert Bewusstsein. Über nachhaltigen Umgang mit Kleidung und die Möglichkeiten es umzusetzen

Bewusster, nachhaltiger und umweltverträglicher Konsum ist längst ein Trend – an dessen Umsetzung wir aber oftmals scheitern. Wer langfristig umweltbewusst und ökologisch leben will, sollte daher versuchen Nachhaltigkeit einfach Schritt für Schritt in seine Lebensbereiche zu integrieren. Dazu gehört auch die Auswahl der Garderobe. Daher haben wir 10 Tipps für dich zusammengestellt, wie du deinen Kleiderschrank nachhaltiger gestalten kannst.

1. Einen Überblick verschaffen

Bevor du dich damit beschäftigst, worauf beim Kauf neuer Kleidung zu beachten ist, solltest du dir zu allererst ein Bild des Status quo machen. Ein Blick in den Kleiderschrank ist der erste Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, denn nur wer genau weiß, was sich in seinem Schrank befindet, kann nachhaltige Kaufentscheidungen treffen. So wird dir wahrscheinlich auch erstmal richtig bewusst, über wie viele Kleidungsstücke du verfügst – hierzu zählen übrigens auch Teile, die ihr Dasein in Bettkästen und Kellerabteilen fristen. Erstaunlich, was sich hier über die Jahre so ansammelt, oder? Wichtig sind dabei die drei W-Fragen:

  • Was trage ich noch?
  • Was trage ich (aktuell) nicht, will ich aber behalten?
  • Was kann definitiv weg?

2. Regelmäßig Aussortieren

Na, bist du dir immer noch sicher, dass du nichts zum Anziehen hast? Für das Projekt „Nachhaltiger Kleiderschrank“ ist es unabdingbar, sich auch von Dingen zu trennen. Daher solltest du deine Kleidung separieren – in Teile, die du oft und gerne trägst und in Teile, die nur noch ein Schattendasein in deinem Schrank führen. Deine Lieblingsstücke wandern (sortiert!) zurück in den Schrank, bei allen anderen Teilen überlege kritisch, welche davon ausgemistet werden können. Dabei geht es eher weniger darum, sich von Altem zu trennen, um wieder mehr Platz für neue Fashionteile zu haben, sondern vielmehr darum, sich bewusster darüber zu werden, wieviel man tatsächlich schon besitzt. Und Kleidung, die man nicht mehr trägt, nimmt nicht nur unnötig viel Platz im Kleiderschrank weg, sie kostet im Zweifel auch unnötig Geld, da man Dinge oft doppelt kauft ohne es zu wissen. Daher sollte man in regelmäßigen Abständen aussortieren. Kleidungsstücke, die man nicht mehr trägt, aber bitte nicht einfach wegwerfen, sondern vielleicht spenden oder wieder verkaufen.

Bild: Greenpeace-Umfrage "Wegwerfware Kleidung" (PDF)
Nach einer repräsentativen Umfrage von Greenpeace befinden sich rund 2 Milliarden ungetragene Kleidungsstücke in deutschen Kleiderschränken. Rund 80% davon sind noch in Ordnung.

3. Second-Hand kaufen und verkaufen

Die nachhaltigste Form des Einkaufens ist und bleibt das Second-Hand-Shopping. Denn wer nicht alles neu kauft, schont die Umwelt, da kein neues Produkt hergestellt und verarbeitet werden muss. Das spart Ressourcen und Energie. Ein anderer netter Nebeneffekt: man spart Geld! Denn ausgefallene Einzelstücke und Designerteile findet man nicht nur in noblen Boutiquen, sondern auch beim Second-Hand-Shopping. In den meisten Städten gibt es zahlreiche Second-Hand-Läden, die auch mit Designerkleidung und Vintage-Stücken locken. Bei sogenannten „PICKNWEIGHT-Stores“, bezahlt man die Ware dann nicht nach Label, sondern nach Gewicht. Aber auch online wird man fündig, z.B. bei „Vestiaire Collective“ oder „Rebelle“, Teile von High-Street- und gängigen Streetwear-Labels findet man bei „Kleiderkreisel„, „Fyt-vintage“, oder „Mädchenflohmarkt„. Speziell für Mütter (und Väter!) gibt es „Mamikreisel“. Auf Plattformen wie diesen kann man auch seine eigenen aussortierten Kleidungsstücke zu Geld machen und gebrauchte Kleidung verkaufen oder tauschen. Probiere es einfach mal aus und du wirst sehen, es macht richtig Spaß, auf Flohmärkten, Vintage-Shops oder Onlineplattformen nach verborgenen Schätzen zu stöbern.

Kaum gebrauchte und gut erhaltene Kleidung kann über Second Hand Läden neue Besitzer finden.

4. Impulskäufe vermeiden & leihen statt kaufen

Ob pompöses Ballkleid für die Hochzeit der besten Freundin, schicker Smoking für eine festliche Gala oder buntes 80er-Jahre Trash-Outfit für die nächste Motto-Party, hier gilt: Investieren Sie Ihre Ersparnisse nie in Kleidungsstücke, die sie nur zu ganz besonderen Gelegenheiten tragen werden. Leihen Sie sich für besondere Anlässe lieber etwas von Freunden oder bei speziellen Onlineshops. Das macht vor allem dann Sinn, wenn das Outfit für den besonderen Anlass nur ein- oder zweimal getragen wird.

Um Impulskäufe zu vermeiden, ist es hilfreich, sich schon vor dem Einkaufen genau zu überlegen, was man wirklich braucht. Eine Jeans, einen Anzug oder ein neues Paar Schuhe sollte man nicht spontan, sondern immer wohl überlegt kaufen. Oft kaufen wir Kleidung ohne groß darüber nachzudenken z. B. wenn mal wieder Season Sale in den Geschäften ist. Und nach der Euphorie der erfolgreichen „Kleider-Jagd“ folgt ein paar Tage später dann meist die Ernüchterung und uns fällt auf, dass uns das neue Paillettenshirt doch nicht so gut steht, wie gedacht. Dann müssen wir uns eingestehen, dass es nur ein weiterer, unnötiger Impulskauf war.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mit einer präzisen Einkaufsliste – abgestimmt auf die aktuelle Garderobe – haben solche spontanen Trendkäufe keine Chance mehr. Wenn dir also noch ein roter Pullover zur schwarzen Hose fehlt, dann notiere „roter Pullover“ auf deiner Shopping-Liste. So widersteht man verlockenden Sonderangeboten beim Bummeln und rennt nicht blind irgendwelchen Modetrends hinterher. Meist kann man ohnehin auch mit wenigen Stücken immer wieder neue Outfitkombinationen kreieren. Und wenn man seinen eigenen Stil erstmal gefunden hat, ist es auch viel einfacher, diesem treu zu bleiben und man kommt gar nicht mehr auf die Idee, sich ständig neue kurzlebige Trend-Teile zu kaufen.


5. In zeitlose Qualität investieren

Werde ich dieses Kleidungsstück mindestens 30 Mal tragen? Diese Frage sollte man sich vor jedem Kauf eines neuen Teils kritisch stellen – und die Finger davonlassen, wenn die Antwort „Nein“ lautet. Livia Firth, Produzentin der Dokumentation „The True Cost – Der Preis der Mode“ hat bereits 2017 die sogenannte „#30wears-Challenge“ ins Leben gerufen, mit der sie an ein bewussteres Shopping-Verhalten appelliert – denn im Durchschnitt wird ein T-Shirt nur viermal getragen, bevor es schon wieder entsorgt wird. Jedes fünfte Kleidungsstück in unserem Schrank wird so gut wie nie getragen. Auch Modedesignerin Vivienne Westwood findet dazu klare Worte: „Buy less, choose well, make it last“. Anstatt also das nächste Billig-Shirt zu kaufen, das bereits nach der zweiten Wäsche jegliche Form verliert, sollte man lieber in ein hochwertigeres (und am besten fair hergestelltes) Qualitätsteil investieren, dass auch längerfristig Freude macht. Setzt man außerdem vermehrt auf klassische Kleidungsstücke und schlichte Mode-Basics, kann man diese problemlos ganzjährig tragen, ohne saisonalen Fashiontrends ausgeliefert zu sein. Fair und umweltfreundlich produzierte Teile kosten zwar bei der Anschaffung mehr Geld als Fast Fashion, zahlen sich aber langfristig aus – für Mensch und Umwelt. Also lieber weniger, dafür aber bessere und somit langlebigere Qualität kaufen.

Bild: Bleed
Im Bild: Funktionsjacke der Marke Bleed mit nachhaltigen Stoffen von SympaTex. Ein Ranking zahlreicher Modelabels für faire Kleidung ist auf utopia.de zu finden.

6. Kleidung richtig pflegen

Ein sorgfältiger Umgang mit Kleidung ist das A und O – er verlängert die Lebensdauer von Kleidungsstücken, was wiederum gut für die Umwelt ist und Ressourcen schont. Gute Pflege fängt schon bei der richtigen Aufbewahrung im Kleiderschrank an: falten sie alles ordentlich und hängen sie die Textilien richtig auf. Auch das richtige und nicht zu häufige Waschen von Textilien oder die richtige Reinigung und Pflege von Schuhen spielen eine wichtige Rolle. Generell gilt: Bei jedem Waschgang verliert ein Kleidungsstück an Qualität und nutzt sich ab. Also vielleicht auch mal lüften, statt sofort zu waschen – das spart Wasser, Waschmittel und Strom, schont die Natur und die Textilfasern. Und wer dazu noch in ein ökologisch abbaubares Waschmittel investiert, bewahrt den Wasserkreislauf vor belastenden Tensiden.

7. Reparieren statt neu-konsumieren

Kleidung ist keine Wegwerfware. In allen Textilien stecken wertvolle Ressourcen und harte Arbeit. Bevor also die gerissene Jeans, die abgetragenen Schuhe oder das kaputte Shirt in den Müll wandern, sollte man einen Reparaturversuch wagen. Und auch wenn man (noch) nicht das Talent des Nähens für sich entdeckt hat: es gibt in der Regel überall Schneidereien, die Löcher flicken, Reißverschlüsse annähen oder Kleidungsstücke kürzen (oder verlängern) können. Gleiches gilt für Schuhe: Eine neue Sohle oder Löcher in den Schuhen lassen sich oftmals ohne Probleme vom Schuster beheben.

Oder man folgt dem Upcycling-Trend und designt aus alten Teilen neue Dinge: Schon mit wenigen Handgriffen lässt sich so manches Lieblingsteil einfach umfunktionieren. So entstehen Unikate, die sonst keiner hat. Zahlreiche Inspirationen und Anleitungen gibt es z.B. auf Plattformen wie Pinterest oder auf kreativen DIY-Blogs.

8. Auf nachhaltige Labels mit geprüften Siegeln setzen

Wer nachhaltige Kleidung kaufen will, sollte definitiv auf Fair-Fashion-Labels setzen. Denn Fair-Fashion Brands setzen bei der Stoffauswahl auf nachhaltige Materialien wie Bio-Baumwolle oder recyceltes Polyester und stellen sicher, dass faire Arbeitsbedingungen eingehalten werden. Achte in diesem Zusammenhang unbedingt auf international anerkannte Siegel. Diese bestätigen, dass der Anbau und/oder die Produktionsbedingungen auch wirklich umweltfreundlich bzw. fair sind und kein Greenwashing-Versuch der Marketingabteilung. Bekannte und vertrauenswürdige Siegel sind zum Beispiel das iVN-Siegel vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft und das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) für Baumwolle. Auch das bluesign-Label oder das der Fair Wear Foundation sowie PETA approved vegan, welches eine Herstellung ohne tierische Produkte bestätigt, garantieren einen ökologischen Mindeststandard. Da aber alle Siegel unterschiedliche Kriterien und Anforderungen an die Produzenten stellen, ist es am besten, sich vor dem Kauf online schlau zu machen. Auch der umweltfreundliche und faire Einkaufsratgeber von Greenpeace bietet eine gute Übersicht über den etwas verwirrenden und oftmals undurchsichtigen Siegel-Dschungel. Ganz neu ist das staatliche Über-Label Grüner Knopf – es soll transparent machen, welche Standards hinter einem Produkt stecken und in welchem Land es produziert wurde. Es umfasst aktuell 26 soziale und ökologische Produktkriterien und 20 Unternehmenskriterien. Seiten wie treeday.net helfen dir ebenfalls dabei, nachhaltige Shops und Unternehmen in deiner Nähe zu finden.

Grüner Knopf – Welche Siegel erfüllen die 26 Produktkriterien?

Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Im Rahmen des staatlichen Programms „Grüner Knopf“ wurde untersucht, inwieweit ausgewählte Siegel 26 Produktkriterien für nachhaltige Bekleidung erfüllen.

9. Mindset-Fragen

Vielleicht ist gerade jetzt auch ein guter Zeitpunkt, um seine bisherigen Kauf- bzw. Konsumentscheidungen zu überdenken. Gibt es alternative Möglichkeiten, wo und wie oft man Kleidung kaufen kann? Was ist überhaupt der Grund, warum man ständig etwas Neues kauft? Dient es als Belohnung? Ist es also eher aus emotionalen Gründen? Aus Langeweile oder Stress? Bei genauerem Hinsehen, wird man wahrscheinlich feststellen, dass viele Kaufentscheidungen eine Art „coping mechanism“ für etwas ganz Anderes sind. Aber hilft ein neues Kleidungsstück wirklich, wenn man traurig oder frustriert ist? Wäre in diesem Fall nicht vielleicht auch ein intensives Gespräch mit Freunden hilfreicher? Und wenn man „Self-Care“ betreiben will, ist es dann nicht besser, sich wirklich um sich selbst zu kümmern, anstatt sich mit materiellen Konsumgütern abzulenken?

10. Den richtigen Trends folgen

Zum Abschluss noch ein Tipp, der nicht direkt zu einem nachhaltigen Kleiderschrank führt, aber dennoch dabei helfen kann, sein Kaufverhalten dauerhaft zu ändern: Social Media-Detox. Keine Sorge, es geht hier nicht darum, sich selbst von den diversen Social Media Plattformen abzumelden, sondern Personen zu entfolgen, die ein problematisches Kaufverhalten und sinnlosen Massenkonsum promoten. Stattdessen sollte man seinen Feed mit Menschen füllen, die fairen und nachhaltigen Konsum propagieren. Diese sogenannten „Sinn-Fluencer“ geben oftmals hilfreiche Tipps, Inspiration und Denkanstöße anstatt nur billige Nonsens-Produkte mit Rabattcodes zu bewerben. Außerdem ist es hilfreich, sämtliche Shopping-Apps und Fashion-Newsletter zu löschen. So wird man nicht ständig durch irgendwelche Push-Nachrichten zum Konsum verleitet.

Welche Tipps für einen nachhaltigen Kleiderschrank hast du? Schreib es in die Kommentare!

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte beachte die Community Guidelines

Inhalt